Community Insights aus dem CEO4Climate-Erfahrungsaustausch
Am 26. März tauschten sich CEOs renommierter Grossunternehmen aus der Westschweiz in Lausanne aus, welche Herausforderungen und Chancen sich bei der Erreichung von Netto-Null-Zielen für die Unternehmensführung ergeben.
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Anne-Sophie Dunand-Blaesi
Geschäftsführerin Aprotec SA
Saskia Günther
Head of Sustainability Swisscom
Rami Habib
General Manager Salesforce
Christian Petit
CEO Romande Energie
Philippe Thalmann
Associate Professor EPFL
Marcel Winter
Country Manager AFRY Schweiz
Key Community Insights
- Die Schweizer Wirtschaft hat wichtige Schritte in Richtung Netto-Null unternommen, die Massnahmen werden dem Netto-Null-Ziel bis 2050 aber noch nicht gerecht.
- Das zunehmende persönliche Engagement von CEOs ist sehr erfreulich. Es ist zentral, den Klimaschutz integral in der Organisation zu verankern. Dabei spielt die Geschäftsführung wie auch der Verwaltungsrat eine grosse Rolle. Genauso wichtig ist es jedoch, dass die Mitarbeitenden für die notwendigen unternehmerischen Veränderungen hinreichend sensibilisiert und frühzeitig eingebunden werden. Nur so können unternehmerische Netto-Null-Ziele effektiv erreicht werden.
- Ein klimataugliches Businessmodell ist eine Investition in die Zukunft. Betriebswirtschaftliche Chancen ergeben sich oftmals erst mittel- oder langfristig. Die Engagements von heute sichern jedoch den Unternehmenswert von morgen.
- Der Wille ist da, nicht nur für die eigenen Emissionen (Scope 1 und Scope 2), sondern auch für die Emissionen in der Lieferkette (Scope 3) Verantwortung zu übernehmen.
Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen, die sich klimatauglich aufstellen?
Laut Studien verschaffen sich Unternehmen, die im Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnehmen, Wettbewerbsvorteile wie etwa eine bessere Bindung von Mitarbeitenden und Vorteile auf dem Fachkräftemarkt, höhere Umsätze, parallele Einsparungen von Kosten und CO2-Emissionen, geringere regulatorische Risiken, günstigere Finanzierung von Investitionen oder einen höheren Unternehmenswert.
Community Insights
- Finanzielle Gewinne sind stark von der Gestaltung des CO2-Preises abhängig und werden sich möglicherweise erst in Zukunft materialisieren. Es zeigt sich die Überzeugung, dass sich klimataugliches Wirtschaften zunehmend auszahlen wird.
- Einzelne Banken berücksichtigen bereits heute gezielt Klimarisken von Unternehmenskunden – wir gehen davon aus, dass sich diese Praxis weiter etabliert.
- Eine wesentliche Herausforderung in der Umsetzung von Massnahmen zur Emissionsreduktion ist, dass Low Hanging Fruits bereits gepflückt sind und nun kostenintensivere Massnahmen getätigt werden müssen.
- Für eine umfassende Dekarbonisierung benötigen Unternehmen klare Rahmenbedingungen, die Investitionssicherheit geben.
- Überzeugende Nachhaltigkeitsstrategien tragen insbesondere bei höher qualifiziertem Personal zur Attraktivität des Arbeitgebers bei; entsprechend erfolgreicher fällt die Rekrutierung und die Bindung von Mitarbeitenden aus.
- Klimaschutz aus Sicht der Unternehmensführung ist eine Investition in die Zukunft, die jedoch frühzeitig getätigt werden sollte. Besonders wichtig ist heute eine klare und umfassende Analyse der Klimarisiken, damit die richtigen strategischen Entscheide gefällt werden können.
Die Rolle des CEO und des Verwaltungsrats im Klimaschutz
Die Frage, wie man als CEO die Umsetzung ehrgeiziger Klimaziele am besten vorantreiben kann, beschäftigt. Welches sind die Hebel eines CEOs und des Verwaltungsrats? Wie gewinne ich Mitarbeitende und die Unterstützung meines Managements?
Community Insights
- Klimataugliches Wirtschaften bedingt oft auch tiefgreifende Veränderungen im Businessmodell (beispielhaft: Kreislaufwirtschaft oder Ausstieg aus fossilen Energien), welche die Unterstützung des Verwaltungsrats voraussetzen.
- Zentral ist es, dass der Verwaltungsrat zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) geschult wird. Nur so können sie strategisch die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und insbesondere die Risiken des Nichts-Tuns (Reputationsschäden, Geldstrafen, Unterbrechungen der Lieferkette oder der Verlust von Marktanteilen) umsichtig abschätzen. Um eine Nachhaltigkeitsstrategie zu verankern, werden mit Vorteil Personen mit entsprechendem Fachwissen in den Verwaltungsräten berufen.
- Zentral ist es, die Vorteile nachhaltiger Geschäftsmodelle den Aktionärsgruppen Stakeholder-gerecht zu kommunizieren. Für Family Offices ist dabei der Wert von langfristiger Stabilität und Reputation oft wichtiger als für Investmentfonds, die auf kurzfristige Rendite fokussieren.
- Nachhaltigkeitsziele sollen in die Anreizstrukturen einbezogen und damit «nicht verhandelbar» werden. Dies fördert die Verantwortlichkeit und stellt sicher, dass der Nachhaltigkeit auf höchster Ebene des Unternehmens Priorität eingeräumt wird.
- Auch firmenintern sind die Governance und die Mobilisierung von Teams in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen zentral (Kommunikation, Schulung, Kulturwandel, Budgetierung und Anreize für Nachhaltigkeitsziele). Es empfiehlt sich, Nachhaltigkeitskriterien in alle Prozesse und Funktionen zu integrieren.
- Die Ausbildung von Nachhaltigkeitsbotschafter*innen kann helfen, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu verankern.
- Eine nachhaltigkeitsorientierte Grundeinstellung sollten auch bei der Rekrutierung berücksichtigt werden. Gleichzeitig zeigt sich, dass nachhaltige Unternehmensführung auch ein Vorteil in der Rekrutierung sein kann.
Die Herausforderungen der klimatauglichen Unternehmensführung
Nachhaltigkeitsstrategien bringen Hürden mit sich. Welchen wesentlichen Herausforderungen stellen sich CEOs und welche Lösungsansätze bewähren sich?
Community Insights
- Die grösste Herausforderung für eine klimataugliche Unternehmensführung besteht darin, dass die Kund*innen nach wie vor in erster Linie das Angebot mit den tiefsten Kosten auswählen. Oft ist es nur schwer zu vermitteln, dass aus einem kurzfristig teureren Angebot langfristige (Kosten-) Vorteile entstehen können – indem man etwa die Total Cost of Ownership (= Kapitalkosten inklusive Berücksichtigung der Betriebskosten) sowie langfristige Reputationsgewinne oder die Minimierung unternehmerischer Risiken in den Blick nimmt.
- Es lohnt sich, in die Kund*innenbeziehung zu investieren. Es empfiehlt sich, den Wert von Produkten und Dienstleistungen umfassend zu kommunizieren, insbesondere betreffend langfristiger Kostenvorteile und Co-Benefits (positive Nebeneffekte von Klimaschutzstrategien, die den Kund*innen als Zusatznutzen zu Gute kommen).
- Die Bewerbung nachhaltiger Produkte steht unter besonderer Beobachtung; Greenwashing-Vorwürfe haben sich in jüngster Vergangenheit gehäuft – sie sollen CEOs nicht davon abhalten, Massnahmen zur CO2-Reduktion umzusetzen und zu kommunizieren. Vielmehr geht es darum, dieses Risiko zu minimieren.
- Risikominimierung gelingt am besten, wenn man kohärent bleibt («an das glauben, was man tut, tun, was man glaubt»). Deshalb braucht es eine langfristige und umfassende Sicht auf das Produkt oder die Dienstleistung: Von der Vision, über das Geschäftsmodell bis zur Operationalisierung der Prozesse.